Da wir uns lieben by Marie Louise Fischer

Da wir uns lieben by Marie Louise Fischer

Autor:Marie Louise Fischer [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: SAGA Egmont
veröffentlicht: 2017-04-20T00:00:00+00:00


'Ich glaube doch nicht, daß man aus der Sache eine Haupt- und Staatsaktion machen sollte', wandte Dr. Kracht ein.

'Machen!? rief Scheuringer. 'Sie ist es schon! Die ganze Stadt spricht darüber!'

Niemand hatte bemerkt, daß Rudolf Kienzel eingetreten war. Einen halben Schritt vom Stammtisch entfernt, blieb er stehen und rieb sich die Hände. 'Wenn die Herren die kleine Verspätung entschuldigen wollen …'

Nur Scheuringer blickte über die Schulter; das Gespräch verstummte. Kienzel legte seinen Mantel ab, stülpte seinen Hut über den Haken und rieb sich mit der flachen Hand über die Glatze. 'Reserl, das Übliche!' Er zog sich einen Stuhl heran. Die Herren rückten zusammen, damit er sich zwischen sie quetschen konnte. Noch immer sprach niemand ein Wort.

Kienzel blickte von einem zum anderen. 'Darf man fragen, über was die ganze Stadt spricht?'

'Als wenn du das nicht am besten wüßtest!' entgegnete Scheuringer.

Kienzel grinste. 'Es geht um den Schweinehund Miller!' Als niemand reagierte, lief er rot an. 'Oder wollt ihr den Kerl etwa noch in Schutz nehmen?!'

Der Apotheker blickte in seinen Maßkrug. 'Es dreht sich nicht darum, was Miller getan hat … Aber Sie hätten uns dieses Debakel wahrhaftig ersparen können.'

'Ich – Ihnen? Ja, verlangen Sie etwa von mir, daß ich den Halunken mit meinem guten Geld laufen lassen soll?!'

'Und kriegst du es denn jetzt wieder?' fragte Scheuringer.

'O ja.' Kienzel klopfte mit der Faust auf den Tisch. 'Und wenn er bis ans Lebensende blechen muß!'

'Ja, so lange werden Sie wohl warten müssen', warf der Optiker ein, 'denn in Zukunft wird er sich schwer tun, für seinen eigenen Unterhalt zu sorgen.'

'Dann pfände ich ihm das Haus unter dem Hintern weg!'

'Kienzel, nun nehmen Sie doch mal Vernunft an', sagte Reibler. 'Um an Ihr Geld zu kommen, brauchten Sie Miller doch nicht verhaften zu lassen! Sogar die Anzeige hätten Sie sich sparen können. Irgendwie hätten er oder seine Familie das doch in Ordnung gebracht.'

'Haben Sie denn gar keine Moralbegriffe?' krähte Kienzel. 'Schließlich geht es um mehr als um eine offene Rechnung. Der Kerl wollte mich begaunern. Er hat mein Vertrauen mißbraucht …'

Der Apotheker ließ ihn nicht ausreden. 'Ja, ja, schön und gut, das alles ist uns bekannt – aber in meinen Augen immer noch kein Grund, einen Skandal heraufzubeschwören.'

Kienzel sprang auf. 'Ich hätte ihn schonen sollen?'

'Du hättest wie ein vernunftbegabtes Wesen und nicht wie ein beleidigter Idiot handeln sollen', sagte Scheuringer.



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